Nächster Teil: HIGH INS REICH - Reichsbürger in der psychedelischen Szene
"[Der Faschismus] ist eine ethnische Religion [...]; er ist völkisches Heidentum, Wotanskult,
feindlich ausgedrückt (und wir wollen uns feindlich ausdrücken), romantische Barbarei."
Vor ungefähr zwei Jahren wurde bekannt, dass in den USA extrem rechte Gruppierungen existieren, die zu verschiedenen Zwecken und als Teil ihrer Weltanschauung Psychedelika konsumieren. Beispielsweise wird von der Gruppierung "The Base", einer militanten Neonazi-Organisation, die vor allem in den USA, aber auch in Europa aktiv ist1 berichtet, dass sie in einem pseudo-heidnischern Ritual LSD zu sich nahmen, ein Schaf schlachteten und dessen Blut tranken.2 Zusätzlich hatte die Gruppe angeblich versucht DMT zu herzustellen.3
Drei Mitglieder der extrem rechten Terror-Organisation "Atomwaffen Division" gelang es erfolgreich DMT herzustellen. Ein Mitglied der Gruppe, Andrew Thomasberg, bezeichnete sich selbst als "psychedelischen Nazi" und behauptete, es gäbe nichts "arischeres als entheogenen Drogengebrauch".4
Auch in Deutschland existieren radikal rechte Gruppierungen, die aus weltanschaulichen Gründen Psychedelika konsumieren: Eine davon sind die "Wölfe Nordland". Sie verstehen sich als deutschen Ableger der US-amerikanischen "Wolves of Vinland" bzw. "Operation Werewolf"5 Ihr Selbstverständnis ist das eines "männerbündisch organisierten Wolfskult[s]"9, um den "ein Stammesgeflecht erwachsen" soll.10
In diesem "tribalistische[n] Wolfskult" sehen sie "die vitalste Alternative zur zunehmend sich selbst fragmentierenden modernen Welt."11 Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Gruppen ähnlicher Art die mit den "Wölfen Nordland" bzw. den "Wolves of Vinland" in Verbindung stehen, beispielsweise die Gruppierungen "Hamrammr" aus Dänemark oder die "Dire Dogs" aus Italien, die auch in der Vergangenheit gemeinsame Treffen abhielten. Alle diese Gruppierungen verbindet eine radikal rechte, gewaltorientierte Weltanschauung. Auch in ihrer Ästhetik ähneln sich diese Organisationen stark: Ihre Mitglieder sind mit Tätowierungen, oft aus der nordischen Mythologie, übersät. Ihr Kleidungsstil ist an den von Rockergruppen wie den Hell's Angels angelehnt: Vollmitglieder tragen, vor allem bei Treffen, sogenannte Kutten - Westen, die mit verschiedenen Aufnähern bestückt sind.
In dem Steckbrief auf ihrer Facebook-Seite benutzen die "Wölfe Nordland" zur Selbstbeschreibung Stichwörter. Sie definieren sich über ihr "germanisches Heidentum, Runen, Magie, Schamanismus, Tribalismus, Männerbund, Wolfszeit, Tradition," [sic!] und bezeichnen sich dabei selbst als "Religiöse Gemeinschaft"12 oder auch als "Esoterrorist[en]".13
Arrangement aus Zauberpilzen und Tierknochen (Quelle: Facebook-Seite "Wölfe Nordland")Wie ihrer Facebook-Seite weiter zu entnehmen ist, haben die "Wölfe Nordland" mindestens zweimal psilocybinhaltige Pilze konsumiert: Am 23.05.2017 posteten sie ein Bild von um ein paar Tierknochen drapierten Zauberpilzen, dazu den Kommentar: "Schlüssel zu den Nordlanden - wer reisen will, muss gut essen."14 Das selbe Foto posteten sie ca. ein Jahr später nochmal, dieses Mal mit einem längeren Kommentar15, der einige der Gründe für ihren Konsum von Psychedelika nennt: Unter der Überschrift "The Church of Psychedelics" bezeichnen sie dort die "Macht des Pilzes" als "göttliche Stimme des Kosmos". Durch das Essen des "Sakramentes" erlerne man "die Sprache der Schöpfung". Der pseudo-intellektuelle Erguss des Autors über die Bedeutung, die er einem Pilztrip beimisst sprich weiter über "Selbstschöpfung", "totale Verbundenheit" und "kosmische Liebe", die "Rückverbindung mit dem Eros des Kosmos" und endet mit dem Absatz: "Wer die Einweihung und Lehrstunde des Pilzes durchlebt hat, gehört fortan zu den anders Seienden. Nach und nach wird er zu einem Priester und Missionar der psychedelischen Sakramente. Er gehört fortan zur Kirche der Psychedelika." Auf einen Kommentar zu diesem Beitrag, in dem der letzte Absatz bemängelt wird, antworten die "Wölfe" mit dem Hinweis: "Die letzten zwei Sätze sind mit einer ironischen Subtonalität verfasst worden." und einem Zwinkeremoji. Der Rest des Textes scheint dann wohl unironisch verfasst worden zu sein, erwartet hätte man ihn eher von einer Gruppe von Blumenkindern und nicht von einer radikal rechten Organisation deren Mitglieder sich gerne gegenseitig verprügeln oder auch mal einem Dachs den Kopf abschlagen.16
An anderer Stelle17 auf ihrer Facebook-Seite posten die "Wölfe Nordland" einen Abschnitt aus dem Essay "Knowing the Gods" von Collin Cleary, einem US-amerikanischen, neu-rechten Theoretiker. In diesem Abschnitt schlägt Cleary u.a. den Gebrauch von Psychedelika als "Therapie" für moderne Menschen vor. Psychedelika und andere Aktivitäten, die er vorschlägt sollen für eine kurze Zeit das "individuelle Ego mit seiner Geschichte, Sorgen, Eigenheiten, 'Problemen', Bessessenheiten, Ängsten und Vorlieben" wegnehmen um Kontakt mit den Teilen des Bewusstseins, die unter diesem Ego lägen aufzunehmen. Als einige der anderen Aktivitäten nennt Cleary das Herbeiführen von "peak experiences" durch körperliches oder geistiges Verausgaben wie beispielsweise einen "Berg zu ersteigen, Kämpfen, Krieg, Fallschirmspringen, Marathonlauf, Teilnahme an einem sexuellen Marathon, Durchschwimmen des Ärmelkanals", Meditation und das Ausschalten der Gedanken. Aber auch "urtümliche Aktivitäten" wie etwa "Wandern und Zelten, Angeln, Gärtnern [...] Sport [und] Sex" und auch das "Jagen [und] das Schlachten von Tieren". In seinem Essay "Summoning the Gods" bezeichnet Cleary den Gebrauch von Psychedelika als Hilfsmittel zur "spirituellen Wiedererweckung" einer schlummernden Fähigkeit. In angemessener Weise benutzt, könnten diese Substanzen jedoch "unmittelbar und in dramatischer Weise" das "Wunder" wiedererwecken. Psychedelika aus rekreationalen oder zu hedonistischen Zwecken zu benutzen kommt für ihn allerdings einem Sakrileg gleich.18
Neben Zauberpilzen konsumieren die "Wölfe Nordland" auch den nur vermeintlich psychedelisch wirkenden19 Absinth, von ihnen als "Getränk der Schöpfungskraft"20 bezeichnet. Dieser positive Bezug verbindet sie auch mit anderen neu-rechten Gruppierungen, beispielsweise der US-amerikanischen Neo-Folk Band "Blood Axis" um das US-amerikanische Autoren- und Verlegerehepaar Michael Moynihan und Annabel Lee, die zusammen mit dem französischen Projekt "Les Joyaux De La Princesse" ein ganzes Album über Absinth einspielte.21
Ein Mitglied der "Wölfe Nordland", Tobias Sichhart, betätigt sich ebenfalls als Musiker. Unter dem Pseudonym "Vrimuot" bietet er auf seinem Album "O tempora, o mores!" banalste Pennälerlyrik - eine Kostprobe: "ein Wolf, der Blut und Eisen preist [...] pflügst Aschefelder neu und erntest heil'ge Saat" ("Palingenese") - zu uninspiriertem Geklampfe und bezeichnet das Ganze in seiner Instagram-Bio dann als "Folkhoolistik Minnesang [...] Mythopoetisch, Ganzheitlich, Ursprünglich".22 Sein Lied "Erwachen" soll anscheinend eine Beschreibung einer psychedelischen Erfahrung inklusive Ich-Auflösung darstellen, dort heisst es unter anderem: "ekstatischer Irrsinn, im Gehirn verhakt, mein Verstand zu tausend Teilen zerbricht [...] unbändiger Geist, aufrecht erzittert, der Katharsis bewusst, eine Kraft, die es zu bändigen heißt, pulsierend heiß, im Schoß meiner Brust". Auch Sichharts Freundin, Jana Hartung, bewegt sich in rechten Kreisen: Sie gehört zum Umfeld der Jugendorganisation der AfD "Junge Alternative" und der "Identitären Bewegung" und war auch maßgeblich an der Gründung der völkischen Gruppierung "Jugend und Einheit" beteiligt.23
Ein weiteres Mitglied der "Wölfe Nordland" und ehemalige Chef der NPD-Jugendorganisation in Schleswig-Holstein, Svante Kürschner nimmt an Veranstaltungen des "Orphischen Kreises" um den Musiker Uwe Nolte teil. Nolte wiederum steuerte ein Stück zur "Luxus-Version" von Vrimuots Album bei.2930
Ein weiteres Mitglied der "Wölfe" nennt sich "Svagrim".31 In einem Interview32 auf der Website "Das Glück ist ein Freund des Starken" spricht er darüber, dass er und die anderen Mitglieder sich "unerbittliche[m] körperliche[m] Training und tägliche[r] spirituelle[r] Praxis" unterwerfen würden. Als "esoterische Techniken", die die Gruppe praktiziert und die als Ziel die "Stärkung des Kultes" und die "Selbst-Transformation [...] des Individuums" haben nennt "Svagrim": "Galdor, Seidhr, schamanische Techniken, klassische Meditation, Zwiesprache mit Göttern oder anderen Entitäten, Útiseta (in Wäldern oder auf Friedhöfen), Vollmond-Rituale und Blutopfer".
Weiter führt er aus, dass "[m]anche [Mitglieder] rituell außerdem entheogene Substanzen [verwenden]", die sie als "heilige Sakramente betrachten." Auf die Frage: "Wenn du morgen eine Botschaft auf allen Smartphone-Displays in Deutschland anzeigen lassen könntest, wie würde sie lauten?" antwortet "Svagrim": "Meine Botschaft wäre dieses Bild von Wolf-Dieter Storl und Christian Rätsch." Was könnte "Svagrim" damit meinen?
Einige Aussagen des leider vor kurzem und viel zu früh verstorbenen Rätsch sind durchaus kompatibel mit den Ansichten rechter Gruppierungen. Etwa die Folgende, die er auf der Facebook-Seite der Storl-Akademie traf: "Ganz gleich, ob [Schamanen] uns aus Nepal, Korea, Peru oder Kolumbien besuchen, ihre Botschaft ist immer dieselbe: 'Sucht eure Wurzeln, erinnert euch an die Zeit, als ihr noch ein eigenes Schamanentum, eine eigene Mythologie und Weltsicht gehabt habt. Findet eure Wurzeln in der heidnischen Kultur eurer Ahnen, der Germanen, wieder. Belebt, was euch genommen wurde.'"36
Auf diese vermeintlichen "Wurzeln" beziehen sich nicht nur die "Wölfe Nordland" mit ihren neu-heidnischen Ritualen, sondern auch andere Akteure aus dem rechten Spektrum. Der Bezug auf vormoderne, germanisch-heidnische Weltanschauungen existierte dabei bereits im völkisch-okkultistischen Milieu in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ist auch heute noch eine gebräuchliche antidemokratische Chiffre: Damals waren solche Vorstellungen eine wichtige ideologische Stufe auf dem Weg zum Nationalsozialismus. Damals wie heute verwechselte man die gerechtfertigte Ablehnung des Kapitalismus mit einer Ablehnung der Moderne insgesamt. Um ersteren überwinden zu können meint(e) man zweitere bekämpfen zu müssen und damit gleichzeitig auch positive Errungenschaften der Moderne, wie beispielsweise Demokratie oder Vernunftdenken.
Storl geht noch einen Schritt weiter. Nicht nur existieren Aussagen von ihm, die anschlussfähig an rechte Weltbilder sind, sondern er bewegt sich offen in rechten Kreisen. So ließ er sich beispielsweise von Eva Herman37 interviewen.38 Veröffentlicht wurde das Video auf dem Youtube-Kanal der Wissensmanufaktur39, einer Verschwörungswebsite, die von Hermans derzeitigem Ehemann Andreas Popp betrieben wird. Auch dem Verschwörungstheoretiker und "Querdenker" Ken Jebsen, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird40, gab er ein Interview. Wie Rätsch bezieht sich Storl gerne auf die Wurzeln von Völkern, beispielsweise in seinem Buch mit dem Titel "Unsere Wurzeln entdecken" in dem es darum geht, "die Botschaften der Alten [zu] hören und ihnen in unserem Leben Raum zu geben"41 - eine Aussage, die auch, etwas expliziter formuliert, ins Repertoire der "Wölfe Nordland" passt. Von "unseren" Wurzeln spricht Storl auch in der Beschreibung im Trailer-Video zu seinem Buch "Meine Kräuter des Waldes" wenn er schreibt: "Eigentlich sind wir alle Waldmenschen. Wir haben es leider im Lauf der modernen Zeiten vergessen und damit unsere kulturelle Identität, unsere Wurzeln verloren."42 Mit seiner Rede von den "Waldmenschen", die ihre "kulturelle Identität" verloren hätten (beziehungsweise die ihnen laut Rätsch "genommen wurde" (siehe oben)), nimmt er dabei implizit Bezug auf einen Gesprächsgegenstand der Nationalsozialisten, die Germanen als Waldvolk bezeichneten und Juden im Gegensatz dazu als Wüstenvolk und somit Waldvernichter. Alles um sie als grundsätzliche Feinde der germanischen, deutschen Kultur zu diffamieren
Versteckt hinter dem Image des "bauernschlauen Naturromantik-Gurus"43 hat Storl sich so ein gut gehendes Geschäft aufgebaut. Der Ethnologe und Journalist Felix Riedel hat sich mit Storls wachsendem Einfluss in der Esoterik-Szene auseinandergesetzt und kritisiert ihn in einem langen und lesenswerten Artikel44 u.a. mit den Worten: "Storl [sucht] explizit den Anschluss an rechte Verschwörungspropaganda, die er wiederholt, umarbeitet und mit eigenen Ideen anreichert."45
Wie die "Wölfe Nordland" vertritt Storl eine Idee der "kulturellen Härte".46 Beispielsweise "zitiert" er einen Medizinmann der Cheyenne namens George Elkshoulder, der, mit deutschen "'Neoschamanen'[...], die Teil an dem zeitgemäß 'korrekten' Weltbild [hatten]" konfrontiert wurde und daraufhin fragte, wo denn "die richtigen Germans [...] die so tapfer im Krieg gekämpft haben" seien. Elkshoulder hatte nämlich im zweiten Weltkrieg auf Seiten der Allierten gekämpft und "[d]amals stand ihm ein ganz anderer Menschentypus gegenüber [als] die sanften, empfindsamen New-Ager, die sich auch ihrer Tränen nicht schämen und ihre Gefühle offen zeigen. [...] Unter den lieben Leuten, die ihm wie Weicheier und Alles-ist-Licht-und-Liebe-Mimosen vorkamen", fühlte Elkshoulder sich anscheinend nicht wohl.47
Einige Bücher von Christian Rätsch und Wolf-Dieter Storl wurden von Annabel Lee, eine Hälfte der bereits erwähnten Band "Blood Axis" ins Englische übersetzt.48. In einigen Ausgaben des Magazins "Tyr: Myth—Culture—Tradition", herausgegeben von Lees Ehemann und zweiten Hälfte von "Blood Axis", Michael Moynihan, erschienen wiederholt Aufsätze von Rätsch. In der zweiten Ausgabe wurde dort Rätschs Aufsatz mit dem Namen "The Sacred Plants of our Ancestors"49 veröffentlicht, in der vierten einer über "The Mead of Inspiration".50 Auch Collin Cleary veröffentlichte in "Tyr" und war sogar Mitherausgeber der ersten Ausgabe.51
Die Liste der Facebook-Follower (insgesamt fast 2000 Profile) der "Wölfe Nordland" ist nicht verfügbar. An für einzelne Beiträge abgegebene Likes kann man aber weitere Personen, die der Gruppe nahestehen finden. Ob es sich bei einigen der Personen hinter den Profilen um Mitglieder der "Wölfe Nordland" handelt ist unklar, manche von ihnen, beispielsweise "Luzi Kinkel" scheinen zumindest einen ähnlichen Lebensstil zu pflegen. Auf den Fotos auf Kinkels Facebook-Seite gibt es einige Bilder von Menschen mit Kutten, ein Foto von Peyote-Kakteen auf der Fensterbank und Fotos von ihm mit Schusswaffen.
Auch Marvin Manig hat für die Pilzposts der "Wölfe Nordland" einen virtuellen Daumen nach oben gegeben. Wie "Luzi Kinkel" mag er Schusswaffen: Er ist Mitglied der "Schützengilde zu Lübbe" die, nicht zuletzt wegen ihm, in der 2. Bundesliga antritt.52 Manig ist Mitglied einer extrem rechten "Schwarzmetall Bruderschaft" [sic!] namens "Germanitas Othala" die sich früher "Black Metal Germania" nannte. "Germanitas Othala" betreibt ein Plattenlabel und veröffentlich dort "nordisch-germanische Folklore-Musik", "traditionelle nordische Musik", "Neofolk und Balladen" und natürlich auch Black Metal. Ein weiteres Mitglied von "Germanitas Othala", das sich "Mustex" nennt, betreibt das Label "Wolfmond Production", das ebenfalls Tonträger von Black Metal-Künstlern veröffentlicht und spielt selbst in der Black Metal-Band "Transzendenz".55
Auf der Website von "Germanitas Othala" gibt es auch Interviews mit diversen Bands aus dem Dunstkreis der "Bruderschaft". Unter anderem mit dem Ein-Mann-Psychedelic-Rock-Projekt "Assassination", das in der Einleitung des Interviews als "deutsche Antwort auf Black Magick SS" bezeichnet wird.57
Die Person hinter "Assassination" nennt sich "Assassign" und konsumiert selbst keine psychedelischen Substanzen, verurteilt aber "Leute nicht fürs Kiffen oder sonst was", denn er würde sich "selber ab und an mal Bier und Schnaps in die Rübe reinorgel[n]." Seine offensichtlichen musikalischen und ästhetischen Vorbilder "Black Magick SS" und "Edelweiss" bezeichnet er dabei als unauthentisch: Diese würden "gewisse Hoheitszeichen und/oder Runen verwenden, die eindeutig politisch und in [s]einen Augen heilig [seien, aber] diese Art der Ideologie nicht leben". Auch wenn beide Bands "ein paar richtig feine Songs" hätten, findet er, dass diese "Wehrmachtssoldaten, Runen, Hoheitssymbole, etc. in den Dreck" zögen. "Skelettsoldaten die einen Panzer zu einer Riesenbong umgebaut haben" oder "XX-Totenköpfe auf einer billigen Glasbong als Bandmerch"58, wie "Edelweiss" sie anbietet sind ihm zufolge "einfach nur ultrapeinlicher Bullshit...". "Assassinations" neueste Veröffentlichung "Autumn Brown Is The New Black" wird von "Vinlandic Werwolf Distribution"59 [sic!] vertrieben, die - vermutlich nicht nur namentlich - den "Wolves of Vinland" nahestehen.
Es stellt sich hier ein Konglomerat von Ideen dar, zusammengehunzt aus Germanentümelei, Fight Club-Rezeption60, Musik und Praktiken zur Bewusstseinserweiterung. Dieses krude Ideologie-Gemenge verbindet dabei Personen und Gruppierungen vom extrem rechten Rand mit angesehenen Persönlichkeiten aus dem psychedelischen Mainstream, gewaltbereite Hooligans mit der rechten "intellektuellen Elite" und esoterischen Naturromantikern. Diese Verknüpfung scheinbar widersprüchlicher Ideen ist dabei kein neues Phänomen. Bereits 1930 identifizierte Thomas Mann in seiner "Deutsche[n] Ansprache" Motive von Naturreligiosität, des Ausschweifend-Orgiastischen, der "romantischen Barbarei" als Elemente des heraufziehenden Faschismus. Mangelhafte Reflexion einiger weltanschaulischer und spiritueller Ideen und Praktiken die im allgemeinen psychedelischen Milieu weitverbreitet sind machen eben dieses Milieu anbindungsfähig an extrem rechte Ansichten. Sowohl der rechte Rand als auch die vermeintliche Mitte der Gesellschaft sind sich ideologisch näher, als es viele Menschen wahr haben wollen. Im psychedelischen Milieu besteht die Tendenz diese unangenehme Nähe zu relativieren. Die Motivation dafür ist hoch in einer vordergründig auf Harmonie bedachten Umgebung von Menschen, für die Bewusstseinserweiterung einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit darstellt.
"Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde!
Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir!"
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[1]: "Mapping Militant Organizations. “The Base.”" Stanford University. Last modified February 2021.
[2]: "Neo-Nazi Memoir Describes Terror Group’s Acid-Soaked Ram Sacrifice" (Vice)
[3]: "Arrested Neo-Nazis Built a Weapon, Were Making DMT: Court Docs" (Vice)
[4]: Jesse J. Norris - "Idiosyncratic Terrorism", Seite 11
[5]: "Völkische Szene, germanische Gläubige und Corona-Proteste" (LSA-Rechtsaussen)
[6]: Website der Wolves of Vinland (archivierte Version)
[7]: Seite des SPLC über neo-völkische Ideologie
[8]: Website der "Operation Werewolf"
[9]: Wölfe Nordland auf Facebook
[10]: ebd.
[11]: ebd.
[12]: Wölfe Nordland auf Facebook
[13]: Wölfe Nordland auf Facebook
[14]: Wölfe Nordland auf Facebook
[15]: Wölfe Nordland auf Facebook
[16]: Wölfe Nordland auf Facebook, TW: Gewalt gegen Tiere
[17]: Wölfe Nordland auf Facebook
[18]: Essay "Summoning the Gods" IN: Collin Cleary - "Summoning the Gods", Counter-Currents Pub. Limited, 2011
[19]: "Absinth: Viel Alkohol, keine psychedelische Wirkung" (Ärzteblatt)
[20]: Wölfe Nordland auf Facebook
[21]: Blood Axis & Les Joyaux De La Princesse – Absinthe - La Folie Verte (Discogs)
[22]: Vrimuot auf Instagram
[23]: "Magdeburg: Faschistin in Stadtfeld Ost geoutet" (Anarchistische Föderation)
[24]: "Mitarbeiter löst Unmut in AfD-Fraktion aus" (Süddeutsche Zeitung)
[25]: Uwe Nolte (Wikipedia)
[26]: "Neofolk-Veranstaltung mit Protagonisten aus der völkischen #Neonazi-Szene" (Zwickau-Watch)
[27]: "Völkische Szene, germanische Gläubige und Corona-Proteste" (LSA-Rechtsaussen)
[28]: "Redebeitrag – „Weda Elysia“" (NO DISCUSSION!)
[29]: Uwe Nolte (Wikipedia)
[30]: Bandcamp-Seite zu Vrimuots Veröffentlichung
[31]: Svagrim ist der Name eines NPCs im Computer-Rollenspiel "Skyrim"
[33]: Wikipedia-Eintrag "Galster"
[34]: Wikipedia-Eintrag "Seidr"
[35]: "Utiseta" (Asentreu)
[36]: Storl-Akademie auf Facebook
[37]: Wikipedia-Eintrag "Eva Hermann"
[39]: Website der "Wissensmanufaktur"
[40]: Wikipedia-Eintrag "Ken Jebsen"
[41]: Produktseite über Storls Buch "Unsere Wurzeln entdecken - Ursprung und Weg des Menschen" (storl.de)
[42]: Wolf-Dieter Storl: Meine Kräuter des Waldes (Youtube)
[43]: "Esoterik-Adventkalender, Tür 7: Der Waldschamane sagt die Klimakrise ab" (Der Standard)
[45]: ebd.
[46]: ebd.
[47]: Wolf-Dieter Storl - Wolfsmedizin, AT-Verlag 2018, S.16f
[48]: Eintrag "Annabel Lee (musician)" (en-academic.com)
[49]: es handelt sich dabei um den Aufsatz, der bereits in der Ausgabe 10/91 der Zeitschrift Esotera unter dem Titel "Was schon den Alten heilig war" erschien
[50]: Produktseite für TYR 4 (futhark.org)
[51]: Ausgabe 1 von TYR als ebook (archive.org)
[52]: "Lübbener Schützen steigen in die 2. Bundesliga auf" (Lausitzer Rundschau)
[53]: Wikipedia-Eintrag "Othala"
[54]: "Symbole und Erkennungszeichen: Die Odal-Rune" (belltower.news)
[55]: Wikipedia-Eintrag "Wolfmond Production"
[56]: Black Magic SS (Discogs)
[57]: "Assassination - Zwiegespräch" (Germanitas Othala)
[58]: Produktseite für die Bong auf Facebook
[59]: Assassination - Autumn Brown is the New Black (Discogs)
[60]: Jack Donovan, dessen Buch "Der Weg der Männer" 2016 in Götz Kubitscheks Antaios-Verlag veröffentlicht wurde, ist einer der Gründer der Wolves of Vinland. Er wurde von Chuck Palahniuk, Autor des Romans "Fight Club" besucht um "über Männlichkeit zu reden".
[61]: Jack Donovan auf Instagram
